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Mahnmal der Geschichte

Am Waterberg lebten wegen der Quellen und des Wildes schon seit Urzeiten Menschen. Die Entdecker Francis Galton und Charles Andersson, die die Gegend 1851 als erste Europäer erkunden, trafen auf San (Buschleute) und Damara. Ab 1870 ließen sich auch Rinder haltende Herero nieder. Kurz darauf kamen Missionare der Rheinischen Missionsgesellschaft.

1884 wurde das Gebiet des heutigen Namibia zum deutschen Schutzgebiet erklärt. Im Laufe der Jahre nahmen Konflikte um Land zu. Händler verkauften Konsumwaren wie etwa Alkohol auf Kredit und trieben die Schulden ein, indem sie Vieh konfiszieren ließen. Gerichtsinstanz in Streitfällen waren deutsche Behörden, die oft mit zweierlei Maß maßen. Hinzu kam die verheerende Rinderpest 1897, die viele Herero in Armut und Hungerelend stürzte.

Im Januar 1904 erhoben sich die Herero unter ihrem Ober-Chief Samuel Maharero in Okahandja gegen die deutsche Herrschaft. Nach mehreren Gefechten zogen sie ihre Hauptstreitmacht mitsamt Frauen, Kindern und Vieh am Waterberg zusammen. Der Kommandeur der deutschen Schutztruppe, General Lothar von Trotha, versuchte, sie dort einzukesseln und vernichtend zu schlagen.

  • Lothar von Trotha und Samuel Maharero

    Lothar von Trotha und Samuel Maharero. Fotos: Nationalarchiv Namibias

Am 11. August marschierten mehrere Abteilungen aus verschiedenen Richtungen an. Die Herero empfingen sie an geschickt angelegten Stellungen. Die Kämpfe dauerten fast einen Tag. Wohl aus Mangel an Munition beschloss Samuel Maharero mit seinen Gefolgsleuten bei Hamakari nahe Okakarara, den Kampf abzubrechen und in das britische Protektorat Betschuanaland (Botswana) zu fliehen. Zwischen den Abteilungen der Deutschen hindurch zogen Männer und Frauen, Kinder und Alte mit einem Großteil des Viehs in Richtung Osten. Wegen Erschöpfung und mangelnden Nachschubs konnte die Schutztruppe erst zwei Tage später nachsetzen und musste bald wieder umkehren. Die Bilanz der Gefechte: 26 deutsche Soldaten fielen und 60 wurden verwundet. Opferzahlen der Herero sind nicht bekannt.

  • Skizze vom Aufmarsch der Deutschen und den Stellungen der Herero am Waterberg

    Skizze vom Aufmarsch der Deutschen und den Stellungen der Herero am Waterberg. Skizze: Wikipedia

Ein militärischer Fehlschlag für General von Trotha. Doch der Zug der Herero durch die Kalahari erwies sich als noch größere Katastrophe. Tausende starben, nur rund 1.400 Herero kamen in Botswana an, darunter Maharero.

Am 2. Oktober erließ Von Trotha seinen berüchtigten Schießbefehl, der sich gegen jeden Herero richtete; über Frauen und Kinder sollte hinweggeschossen werden, um sie zum Laufen zu zwingen.

Tausende Herero überlebten jedoch in kleinen Gruppen im Busch, ohne dass die Schutztruppe sie fassen konnte. 1906 richteten Missionare, zu denen viele Herero noch Vertrauen hatten, auf Bitten der Kolonialverwaltung Sammellager ein, in denen bis Oktober 1906 über 12.000 Herero aufgenommen und entwaffnet wurden. Eines dieser Lager befand sich an einem Quellwasser-Bach im heutigen privaten Naturreservat Waterberg Wilderness.

Von dort aus wurden die Herero in Konzentrationslager geschickt (errichtet nach dem Vorbild der Briten im Burenkrieg) und zu harter Arbeit etwa im Bahnbau eingesetzt. Dort starben rund 30 Prozent der Gefangenen, insgesamt fast 7.700 Menschen.

  • Das Konzentrationslager in Windhoek

    Das Konzentrationslager in Windhoek. Foto: Nationalarchiv Namibias

  • Gefangene Herero beim Bahnbau

    Gefangene Herero beim Bahnbau. Foto: Nationalarchiv Namibias

Heute spricht man vom ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts. Die Herero (und Nama) fordern seit Jahren Reparationen von Deutschland als dem Rechtsnachfolger des Kaiserreiches. Die deutsche Regierung verweist dagegen auf besondere Beziehungen zum 1990 unabhängig gewordenen Namibia und gewährt im Vergleich zu anderen Ländern den höchsten Pro-Kopf-Beitrag an Entwicklungshilfe.

Im August 2004 kam die damalige deutsche Ministerin für Entwicklungshilfe, Heidemarie Wieczorek-Zeul, zur 100-jährigen Gedenkveranstaltung bei Okakarara, entschuldigte sich in moralischem Sinne bei den Herero und startete kurz darauf eine "Sonderinitiative" für jene Gebiete, die damals besonders betroffen waren. Im Dezember 2015 schließlich nahmen Namibia und Deutschland Gespräche auf über die Kolonialvergangenheit und einen gemeinsamen Weg in die Zukunft. So verbindet die Schlacht am Waterberg die beiden Länder bis heute auf besondere Weise.

  • Handschlag am Grab von Samuel Maharero im Januar 2004 in Okahandja zum 100-jährigen Gedenken an den Beginn des Kampfes der Herero: Der damalige deutsche Botschafter Wolfgang Massing und der mittlerweile verstorbene Ober-Chief der Herero, Kuaima Riruako.

    Handschlag am Grab von Samuel Maharero im Januar 2004 in Okahandja zum 100-jährigen Gedenken an den Beginn des Kampfes der Herero: Der damalige deutsche Botschafter Wolfgang Massing und der mittlerweile verstorbene Ober-Chief der Herero, Kuaima Riruako. Foto: Sven-Eric Stender

Erlebnis

Auf dem Gelände des staatlichen Rest Camps am Waterberg lässt sich der Friedhof mit den Gräbern der gefallenen deutschen Soldaten besichtigen. Eine Gedenktafel erinnert auch an die unbekannten gefallenen Kämpfer der Herero.

Im privaten Naturreservat Waterberg Wilderness befindet sich ein "History Path", der zu einem der Gefechtsfelder von 1904 und zum Sammellager von 1906 führt. Schautafeln schildern die Ereignisse und Entwicklungen von damals bis heute.